Der Ring-Felix Ruckerts choreographisches Spiel

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Tanz-Kulturbus (Bild: Selena Plaßmann)
Im Rahmen des „Sommer-Kultur-Events“ in Berlin“ zeigte der Tänzer und Choreograph Felix Ruckert zwischen dem Roten Rathaus und dem Neptunbrunnen seine Inszenierung „Der Ring“. Ruckerts Choreographien zeichnen sich durch radikale Neuanfänge und experimentelle szenische Formen aus. Das Publikum wurde eingeladen interaktiv am Geschehen teilzunehmen. Kundgebungen und Inszenierungen im Regierungsviertel sollen eine besondere Wirkung entfalten und die Hoffnung besteht, dass versöhnende gesellschaftliche Leitbilder zeitnah umgesetzt werden.

Auf der Suche nach neuen Lebenskonzepten gingen von Tanzpionier*innen „weltverändernde Vorstellungen“ aus. Und der internationalen Dance-Community eine inspirierende ästhetische Revolution. Die Tanzpionierin Anna Halprin lud Tänzer*innen und bewegungsfreudige Menschen zu körperlichen Entdeckungsreisen ein. Sie war überzeugt davon, dass durch den „ Planatary-Tanz“ die Welt eines Tages in einen friedlichen Dialog eintreten würde. („Die Magie der friedlichen körperlichen Agitation“; Reporters.de).1991 engagierte die Ikone des deutschen Tanztheaters Pina Bausch den Tänzer Felix Ruckert für das Wuppertaler Tanztheater. Dort tanzte er die Repertoirestücke „ Le Sacre du Printemps, Blaubart und Palermo.“ Er verließ die Stellung 1994, um eine eigene Compagnie in Berlin zu gründen.

Der Ring
Ring Probe
Kultur und Eis
Uhr im Rathausturm (Bild: Selena Plaßmann)

Seitdem tourt er international mit eigenen Aufführungen, in denen er interaktive Konzepte mit unkonventionellen Interpretationen vorstellt. Die „Space- Illumination“ während seiner phantastischen „Ring-Tanzchoreographie“ ließ Parallelen zu dem ungewöhnlichen Ringsystem des Planeten Neptun entstehen. Die feinen azurfarbenen Hauptringbögen in dessen Adams-Ring: sind nach dem Ansinnen der französischen Revolution benannt: Libertè, Egalitè, Fratanitè. Durch erdgebundene Teleskope mit adaptiver Optik ließ sich nachweisen, dass die Ringbögen dynamisch agieren. Fraternitè und Ègalitè haben im Laufe der Jahre ihre Materie ausgetauscht. Nicht weit entfernt ist ein anderes Kunstwerk zu besichtigen. Die in vortrefflicher Schmiedekunst angefertigten Uhr im roten Rathausturm - dem Sitz der Berliner Senatskanzlei - ist mit einen zwei Meter langen Minutenzeiger ausgestattet. Nach Alfred Einstein sind Aussagen über die Zeit jedoch relativ. Sie hängen vom Standpunkt des Beobachters und seiner Bewegung relativ zum beobachteten Objekt ab.

Publikums-Plätze
Neptunbrunnen
Ring-Szenarium
Choreograph Felix Ruckert (Bild: Selena Plaßmann)

In den „Nibelungen“ von Richard Wagner, basierend auf der germanischen Götterwelt aus der nordischen „Edda“, geht eine Welt an sich selbst zugrunde, durch den dramatischen Gegensatz von maßloser Goldgier und Macht, im Widerspruch zur Liebe, die dafür geopfert wird. Während die drei Rheintöchter das Rheingold bewachen, die weisen Frauen-(Nornen) am Weltgeschehen flechten und vom Ur-Sinn der Welt singen, wird das Rheingold geraubt. Aus dem Gold wird ein Macht- Ring gefertigt. Durch die Gier seiner Besitzer wird dunkle Magie entfacht und eine friedliche „Welten-Koexistenz“ zerstört. Den Lebenskreisen der Protagonisten werden Motiv-Kreise zugeordnet, die Zusammenklingen und sich im Laufe der Zeit wandeln. Die Uraufführung des Wagnerschen Opernzyklus fand 1876 im Bayreuther Festspielhaus statt. In der interaktiven „Ring“-Tanzperformance von Ruckert wird die Unberechenbarkeit von Emotionen und die Kunst der Berührung einbezogen.

Neptun mit Dreizack (Bild: Selena Plaßmann)

Der neobarocke Neptun-Brunnen - ein Geschenk Berlins für Wilhelm II. - wurde ursprünglich auf dem Schlossplatz errichtet. Umgeben von Meerestieren trägt eine große Muschelschale den Meeresgott mit seinem Erdbeben auslösenden Dreizack. Die auf dem Brunnenrand sitzenden Bronzestatuen personifizieren die vier großen Ströme Preußens: Rhein, Weichsel, Oder und Elbe. Um den Meeresgott ranken sich mythische Legenden - über den Unterwasserpalast, seine weißen Zauberpferde mit goldenem Wagen, „bei dessen Nahen Stürme sich legen und Meeresungetüme tanzend sich um ihn erheben.“ (Robert von Ranke Greves). Dem antiken Meeresgott zu Ehren finden Festumzüge statt und auf dem Marsfeld in Rom ist ihm ein Tempel gewidmet. Der Überlieferung nach schleuderte er in Griechenland, als er Attika erleuchtete, seinen Dreizack in die Akropolis von Athen. Die Quelle, die sich dadurch aus dem Seewasser emporhob, soll noch immer aktiv sein.

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